Soeben (Ende Januar 2014) ist unter dem Titel "Werners Seemannsgarn" eine launige Sammlung von Begebenheiten erschienen, die einem Durlacher Fotografen einst widerfahren sind. Zwar ist die Hauptperson für Kenner der Lokalität unschwer zu identifizieren, aber um an diesem Buch sein Vergnügen zu haben, muss man das nicht wissen. Auch einige der übrigen Stammtischmitglieder einer hiesigen Kneipe, in deren Runde die sonderbaren Geschichten erzählt sind und die alle durch den Kakao gezogen werden, lassen sich trotz ihrer Decknamen im Bekannten- und Freundeskreis leicht entschlüsseln. 

Jener "Werner" war in seiner Jugend einmal auf Frachtschiffen als Steward für die Mannschaftsmesse von Hafen zu Hafen über die Weltmeere geschippert und hatte dabei teils peinliche oder qualvolle, teils ungehörige oder sogar sträflich-komische Erlebnisse. Eindrucksvoll und detailreich schildert er selbst seine Äquatortaufe. Die übrigen Dönkes von Antwerpen bis Sydney wurden auf Grund seiner Anekdoten frei nacherzählt, wobei es dem Verfasser gelungen ist, das Garn in einem elaborierten Stil voller Ironie und Anspielungen zu spinnen. Selbst die nicht gerade jugendfreie "Bengalische Nacht" an Bord wird humorvoll, diskret und ohne Obszönität beschrieben. Ein Kakerlakenrennen, das die Seeleute als Sonntagsvergnügen veranstalten, liest sich so packend wie ein aufregendes Sportereignis. Dazwischen sind hin und wieder Bezüge zur Wissenschaft oder gar zur Theologie eingeflochten, die zwar durchweg erheitern, aber alle der Nachprüfung durch Wikipedia standhalten. Die Erlebnisse sind nicht frei erfunden, sondern authentisch. Auch die Bekanntschaft des Durlacher Seemanns auf Zeit mit der australischen Polizei ist nicht ausgedacht: Als Beweis konnte der Erzähler den Erfassungsbogen mit den Fingerabdrücken des Delinquenten abbilden. 

Nepomuk Hummel

Volker Rohrmoser